Group Exhibition with Friedrich Andreoni, Pharaz Azimi, Anneliese Greve, Yunsun Kim and Nina Plášková
@DELPHI_space
Brombergstr. 17C
79102 Freiburg
08/01/2022 - 12/01/2022 - 18:00-20:00
Ein Lied kann zum Instrument werden, um sich Gehör zu verschaffen, den gewohnten Lauf der Dinge zu unterbrechen. Einzelne Stimmen fügen sich zusammen und verlauten den Willen zu selbstbestimmtem Handeln. Hören wir dem Lied zu, erzählt es von politischer Unterdrückung und repressiven Regimen, von sozio-ökonomischen Machtverhältnissen und Stagnation, und von jenen, die sich dem Status-Quo widersetzen.
Das Lied der Straße fordert von uns stets eine eigene Haltung ein. Als zentrales Nervensystem versammelt die Straße unterschiedliche Absichten und Akteur*innen. Auf ihr wird das tägliche Leben immer wieder neu verhandelt. Bereits Lage und Form einer Straße offenbaren (geo-)politische, wirtschaftliche und soziale Verhältnisse. Eine Straße kann Grenzen oder Verbindungen ziehen. Sobald das Lied erklingt, wird es zum Gegenspieler der normativen Setzung.
Unter dem Titel „Das Lied der Straße“ widmet sich die Biennale für Freiburg 2 der Straße als politischen Raum und Ort der gelebten Öffentlichkeit. Die 34 teilnehmenden Künstler*innen und Kollektive verhandeln verschiedene Realitäten der Straße und stellen sie zur Disposition. Ihre Werke bilden eine vielstimmige Auseinandersetzung mit den Potenzialen und Perspektiven, die sich aus diesen divergenten Wirklichkeiten herausbilden.
Große Schaufenster säumen die Straßen der Freiburger Innenstadt - viele davon sind leer. Statt Verkaufsdisplays und Warenauslagen zeigen sie entkernte Innenräume. Ihre Leere zeugt davon, wie Angebot und Nachfrage nicht etwa abnehmen, sondern sich in andere, digitale Räume verlagern. Mit dem Verschwinden von Waren wird Platz frei, der gefüllt werden will. In einem dieser Schaufenster eines ehemaligen Geschäfts für ,Große Größen' - der jetzigen ‚Außenstelle' des DELPHI_space - treffen die Passant* innen auf ein Video, das eine kuriose Prozession durch die Straßen und Gassen Freiburgs zeigt. Nur einige hundert Meter weiter nahm die Medienwerkstatt Freiburg den unreflektierten Konsum ins Visier.Sowohl die historische Dokumentation als auch der aktuelle Einzug eines nicht-kommerziellen Kunstraums in ein ehemaliges Geschäft zeigt, wie Debatten rund um Konsum gleichsam nach innen getragen werden. Andere Einrichtungen übernehmen Architekturen, die für das Einkaufen, die Inszenierung von Waren und das Lenken potenzieller Konsument* innen konstruiert wurden. Damit verändern sie nicht nur das Bild, sonder auch die Nutzung und das Leben der Innenstadt. Gleichzeitig bleiben die Eigentumsverhältnisse intakt - die Nutzung ist nach wie vor eine „Zwischennutzung* auf ungewisse Zeit.
Hemansingh Lutchmun:
Hemansingh Lutchmun (1995, Mauritius, MU) beschäftigt sich in seinen Werken mit dem komplexen Wechselspiel zwischen Macht und Bildern und lässt sich dabei von den Räumen inspirieren, in denen er lebt. Anhand von Fotografie, Video und Skulptur analysiert er, wie Bilder erstellt werden und wie sie zur Verstärkung bestehender Machtstrukturen eingesetzt werden. Lutchmun studiert seit 2017 an der Städelschule in Frankfurt am Main. Seine Werke wurden im 1822-Forum, Frankfurt am Main (2022, solo), im Goethe-Institut, Dublin, IE (2021) sowie im studioNAXOS, Frankfurt am Main (2020) gezeigt. 2019 erhielt er den DAAD-Preis, 2017 wurde er mit dem MFDC Short Film – Promising Director Award ausgezeichnet.
Medienwerkstatt Freiburg:
Eingebunden in die politische Szene vor Ort produzierte die Medienwerkstatt Freiburg in den 1970er und 1980er Jahren zahlreiche Aufnahmen von Protesten, Aktionen und Interviews. Das Kollektiv beschäftigte sich mit Themen wie Anarchismus, Wohnungsnot und Baupolitik, Strafvollzugsprozessen oder der Rolle von Müttern in der Szene. Die Medienwerkstatt Freiburg formte sich 1978 als Kollektiv und Medienzentrum – ihre Mitglieder waren Didi Danquart, Pepe Danquart, Mirjam Quinte, Bertram Rotermund, Mike Schlömer und Wolfgang Stickel. Bis heute existiert der Verein Medienwerkstatt Freiburg e.V. in der Konradstraße und realisierte über zwanzig Jahre das Freiburger SchülerFilmForum unter der Leitung von Wolfgang Stickel.
Maria Toumazou:
Maria Toumazou (1989, Nikosia, CY) beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit gefundenen Objekten und deren alternativen Nutzungsmöglichkeiten. Hierzu operiert sie in unterschiedlichen Disziplinen und aus verschiedenen Perspektiven, die sie in ihrer Kunst anwendet. Geschichten und Kulturen werden auch in ihrer materiellen Beschaffenheit offenbart, indem sie Spannungen in der Chronologie und zirkuläre Referenzen aufdecken, die häufig aus verschiedenen Design-Epochen stammen. Toumazous prozessgesteuerte Praxis verbindet delikate Erzählungen mit Industrie, Mechanik und Ad-hoc-Erfindungen, wobei sie subjektive Gesten einsetzt, um den Widerstand gegen die vorherrschenden wirtschaftlichen Strukturen zu manifestieren. Toumazou studierte am Goldsmiths, University of London, UK, der Glasgow School of Art, UK und war Gaststudentin an der Städelschule, Frankfurt am Main. Sie arbeitete an unterschiedlichen kollektiven Projekten, wie zuletzt an Neoterismoi Toumazou, ein Kollektiv und Projektraum zugleich, welches Dichtung, Performances, Musik, Mode und Objektkunst zu einem Programm zusammenschloss. Zuletzt stellte Toumazou im Grazer Kunstverein (2022, solo), im Point Centre for Contemporary Art / Moufflon Bookshop, Nikosia, CY (2022, solo), in der Galerie Hot Wheels Athens, GR (2021, solo), im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden (2021) sowie im Nicosia Municipal Arts Centre, CY (2019) aus.
THE DAY AFTER TOMORROW
Tanz & Konzept: Heike Schuster, emmanuel Grivet
„THE DAY AFTER TOMORROW ”, es treffen zwei Charaktere aufeinander deren Beziehung nicht klar zu durchschauen ist. Die von den Tänzer*innen häuslich gestaltete Umgebung schafft die Basis von der aus sie sich begegnen und bewegen. Inspiriert von den in der hervorgerufenen Alltagssituation stattfindenden Aktionen, setzen Heike Schuster und Emmanuel Grivet Kontraste. Es öffnen sich Türen für abstrakte und fantasievolle Bewegungsbilder in denen sie ihre doppeldeutige Beziehungsgeschichte erzählen.
Die beiden arbeiten seit 3 Jahren zusammen, es ist die Improvisation aus der sich ihre gemeinsame Arbeitet entfaltet. Wie kann Beziehung durch das bewegen von Objekten entstehen und wie der Tanz aus alltäglichen Bewegungen? Seit Beginn des Jahres forschen sie an diesen Themen und kreieren daraus. An diesem Abend teilen sie einen Auszug aus ihrer Arbeit mit dem Publikum. Am 17. & 18. Juni wird „THE DAY AFTER TOMORROW “ als abendfüllendes Stück im Studio Pro Arte in Freiburg Premiere haben.
Dauer: 25-30min Tanzimprovisation
Meandyou
Tanz & Konzept: Cosima Dudel
Dein Atem und mein Atem. Du und dein Atem. Mein Atem und ich. Eine Work in Progress Arbeit, welche sich aus einem persönlichen Blickwinkel tänzerisch mit der Thematik des Atems auseinander setzt. Es geht um Resonanzen eines Gegenübers, um Endlichkeit und Kontinuität.
Dauer: 10min Soloperformance
Film - 5 CHAMBRES
Konzept: Compagnie ONZE CHAMBRES
Was bleibt von der Vergangenheit, wenn man die Schwelle des Kindheitshaus nicht mehr überschreiten kann? Der Kurzfilm 5 CHAMBRES entstand aus dem Wunsch des Choreografen Daniel Rakovsky, das Haus seiner Großeltern in der Normandie, in dem er einen Teil seiner Kindheit verbracht hatte, zu ehren. Der Film entstand kurz vor dem Verkauf des alten Hauses. Die fünf Kapitel, die fünf Zimmern des alten Hauses entsprechen, werden von kindlichen Erinnerungen, Fantasien und Träumen genährt. Sie legen den Schwerpunkt auf einen im Tanz wenig verarbeiteten Aspekt: den Kindertanz – der hier von Erwachsenen übernommen wird – sowie auf die manchmal agile, manchmal ungeschickte Beziehung zu ihrem Körper und zur Bewegung von Kindern auf dem Weg zum Erwachsenwerden.
Dauer: 27min Tanzfilm
Künstlerische Leitung: Claire Pastier, Daniel Rakovsky, Compagnie ONZE CHAMBRES
Tanz: Kai Brügge, Djamila Polo, Emiko Tamura
Kamera: Valentina Belli
Sound design: Giacomo Falciani
Mit der finanziellen Unterstützung von der Gemeinde Vexin-sur-Epte (FR), vom Kulturamt Freiburg und von den Geber*innen
Vortrag zum Thema Sorge im Alter mit Matthias Neumann
Sorgearbeit ist lebensnotwendig und allgegenwärtig. Dennoch werden die, die ein hohes Maß an Sorgeaufgaben tragen, überlastet und alleine gelassen. Sorgearbeitende, im Beruf oder in Familien, werden als Pflegeheld*innen hofiert, zugleich drohen Burnout und Altersarmut.
Josie Overtons Installation setzt sich künstlerisch mit der Dramatik rund um die Sorge auseinander; in einem Input mit anschließendem Gespräch soll ein Einblick in Dimensionen und Ursachen der Situation gegeben werden, einschließlich der Frage: Was tun?
Matthias Neumann ist freiberuflicher Sozialwissenschaftler und aktiv im Netzwerk Care Revolution.